Propaganda 2.0

Durchführung einer psychologischen Untersuchung zur Überprüfung der Wirkung extremistischer Internetpropaganda auf unterschiedliche Gruppen und zur Identifikation relevanter Moderatorvariablen

Förderer:

Bundeskriminalamt

Inhalt:

Dieses Projekt behandelt die psychologischen Effekt extremistischer Propagandavideos. Ein wesentlicher Teil beschäftigt sich mit der Frage, wie junge Erwachsene in Deutschland auf rechtsextreme und islamistische Propagandavideos reagieren, wie man sie heute im Internet finden kann. Dieses Projelt thematisiert nicht Terrorismus und seine Auswirkungen, jedoch die potenziellen Bedingungen, welche den Zugang zu radikalen Inhalten für ein junges Publikum mit unterschiedlichem kulturellen und sozialen Hintergrund und unterschiedlichen Einstellungen und Werten begünstigen können.

Das sogenannte Web 2.0 mit seinen meist unzensierten und von Nutzern erstellten Inhalten bietet beispiellose Möglichkeiten für Extremisten, um ihre Ideen unzensiert einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Diese Internetpropaganda wird dazu benutzt,  Aufmerksamkeit und Interesse für extremistische Ideale und Gruppen zu erhöhen. Ferner versuchen sie, ihre Rezipienten ideologisch zu beeinflussen und zu guter letzt eine Radikalisierung des Rezipienten hervorzurufen. Vor dem Radikalisierungspotenzial wurde bereits häufig durch internationale Sicherheitsagenturen und den Massenmedien gewarnt. Dennoch wurden unmittelbare Effekte von extremistischer Propaganda wie die Steigerung von Aufmerksamkeit und Interesse für extremistische Ideen bislang nicht empirisch untersucht. Diese sind jedoch notwendige Voraussetzungen, um mittels Propaganda einen Effekt zu erzielen.

Die vorliegenden Studien schließen diese Forschungslücke durch eine Fokussierung auf diese unmittelbaren, frühzeitigen Effekte. Wir untersuchten, wie eine nicht-radikalisierte Rezipientenschaft auf extremistische Propagandavideos reagiert. Zum ersten Mal benutzten wir in unseren Untersuchungen moderne Methoden der experimentellen Medienpsychologie, um die emotionalen und kognitiven Reaktionen eines breiten Spektrums von 450 heranwachsenden Männern, basierend auf einer Inhaltsanalyse aktueller rechtsextremistischer und islamistischer Propagandavideos, zu untersuchen. Den Erwartungen entsprechend fanden wir überwiegend Ablehnung gegenüber den Videos und keine Akzeptanz für die extremistischen Inhalte. Dennoch waren bestimmte Produktionsweisen und persönliche Faktoren dazu imstande, zumindest eine neutrale Einstellung beim Rezipienten hervorzurufen, was wiederum das strategische Potenzial von Internetpropaganda untermauert. Zuletzt werfen unsere Untersuchungen mehr Fragen auf als sie beantworten. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass der gewählte konzeptuelle sowie methodische Weg einen Ansatz zum tieferen Verständnis der Effekte von extremistischer Internetpropaganda entspricht.